Gründung und Geschichte der TG Rabaue

Von 1948 bis 1951 trafen sich Dienstags an den Jongesabenden eine Reihe von Düsseldorfer Jonges, die noch keiner Tischgemeinschaft angehörten, bei Fine Rothaus („beim Finsche“) im „Schwarzen Anker“ in der Altstadt. Sie saßen dort direkt vorne am Eingang, am ersten, dem „langen“ Tisch. Da es bei ihnen immer sehr laut zuging, selbst während eines Vortrages, rief der damalige Baas Schorsch Noack einmal ganz verärgert: „Ehr Radaubröder do henge in de Eck! Halde doch endlich emol de Mull on höht do emol zu, wat ich öch zu verzälle hann.“

Das war gerade keine vornehme Art der Zurechtweisung, aber die Jonges hatten es geschluckt, und wie immer nach Schluß des offiziellen Teils des Heimatabends gingen die „Radaubröder“ in ein anderes Lokal der Altstadt, ein jeder wohin er wollte; der „harte Kern“ aber – die Brüder Hermann und Lambert Lichtschlag, Gerd Lavalle, Simon Gatzweiler, Karl Schmitz, Heinz Kiel und Hans Fleuth – wie gewohnt in die „Klamotte“ an der Neustraße. Sogleich übernahmen sie hier auch die Funktion der Hauskapelle mit Gesang und Vortrag.

Bei temperamentvoller Musik und bester Stimmung wurde dann auch der schon seit vielen Jahren gehegte Wunsch, eine Tischgemeinschaft zu gründen, endlich erfüllt.

Zu mitternächtlicher Stunde erschienen, zur Überraschung und Freude aller, sogar der Vizebaas Jupp Loos und das Vorstandsmitglied Dr. Helmut Schwarting im Lokal und nahmen am Tisch der „Radaubröder“ Platz. Sie waren beeindruckt von der ausgelassenen Fröhlichkeit und den musikalischen Darbietungen dieser Düsseldorfer Jonges.

Die beiden Vorstandsmitglieder bekamen jetzt einen ganz anderen Eindruck von den temperamentvollen Jonges, die man kurz vorher noch „Radaubröder“ gerufen hatte. In dieser feuchtfröhlichen Runde, die bis zum Morgengrauen dauerte, sagte Jupp Loos: „Och, wat sit ehr alles nette Lütt. Et wöht de höchste Ziht, dat ehr en Tischjemeinschaft jröndet. Wenn Euch heute abend der Titel Radaubröder „verliehen“ worden ist, dann nennt Euch doch in Anlehnung daran „Rabaue“ !

Jedes Altstadtkind kannte sie, die „Rabaue“: Sie beluden und entluden die Schiffe; es waren sehr fleißige Speisträger. Sie ließen sich nichts gefallen; sie waren alles andere als Engel und sprachen niemandem nach dem Mund.

Ein Teil dieser selbstbewußten Männer gehörte dem „Deuklub“ an. Das waren jene trinkfesten, robusten und fidelen „Rhingkadette“, die den Pferden vor den hochbeladenen Fuhrwerken bei Hoch- oder Niedrig-wasser auf der Schiffbrücke durch Nachdrücken die Arbeit (dat trecke) erleichterten.

An jenem späten Abend also, im November 1951, wurde die Tisch-gemeinschaft „Rabaue“ gegründet. Bei Beginn hatte sie 14 Mitglieder. Im Laufe der Jahre gewann der Kreis immer mehr Freunde; zwischen-zeitlich zählten 40 Düsseldorfer Jonges zu den „Rabaue“.

Für mehrere Jahre stellten die „Rabaue“ die Fahnengruppe der Düsseldorfer Jonges; es waren Gerd Lavalle, Lambert Lichtschlag und Heinz Walterfang. Gerd Lavalle und Heinz Walterfang gehörten auch 10 Jahre lang dem Erweiterten Vorstand unseres Heimatvereins an.

Bereits in der „Klamotte“ wählten die „Rabaue“ Gerd Lavalle zu ihrem Tischbaas. Er ist es lange Jahre geblieben. Karl Albrecht ist seit vielen Jahren sein Vertreter. Einer der „Rabaue“, Rudi Brauns – am 9.11.1981 wurde er 80 Jahre alt – hat bis vor kurzem sogar noch Rad geschlagen und den Kopfstand gemacht.

Zu besonderen Geburtstagsfeiern oder aus anderen festlichen Anlässen lud mancher der „Rabaue“ all seine Freunde in sein schönes Haus, seinen Garten, auf seine große Terrasse, in die historischen Räume einer sehr bekannten Brauerei in der Altstadt oder in die gastlichen Räume auf dem Gelände seines beruflichen Wirkens ein.

Aber einmal im Jahr, im September, machen die „Rabaue“ ihre „Herrentour“. Die Freude der Jonges war dann immer groß; für sie alle bedeutet eine solche Fahrt ein besonderes Erlebnis. Sie verbrachten schon oft herrliche Tage am Rhein oder genossen ein längeres Wochenende an der ruhig dahinfließenden Mosel. Sie weilten mit ihren Damen in den bewaldeten Tälern, auf den Höhen und an den Seen der Eifel; sie erfreuten sich an dem Grün und Rot, an dem Gelb und Braun der Lüneburger Heide oder erwählten Amsterdam und Budapest zum Ziel ihrer gemeinsamen Fahrt.

Auf dem Wege zur Mosel oder auf der Rückfahrt ließ es sich Simon Gatzweiler dann nicht nehmen, die „Rabaue“ in sein Landhaus in der Eifel einzuladen, sich zu stärken, ja, sie zu verwöhnen.

Und auch dort pflegte man, wie immer seit Anbeginn, die Freundschaft.

Euer Tischfreund Friedr. Karl Rahmann